4. Berlin: Jüdische Geschichte - Rundgang mit Historiker
Die Geschichte der Juden in Berlin begann bereits im 13. Jahrhundert. Da die Intoleranz gegenüber dieser Bevölkerungsgruppe aber derart groß war, wurde die erste Synagoge erst Jahrhunderte später erbaut: Im Jahr 1714 entstand die erste Synagoge Berlins in der Heidereutgasse. Beginnen Sie Ihren Rundgang an den Resten des Fundaments der Alten Synagoge. Ihr Guide, ein Judaistik-Student, nimmt Sie mit auf eine Reise zurück in die Vergangenheit der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Erfahren Sie von Ihrem Guide, welchen Widrigkeiten die Juden im Mittelalter und in der Renaissance ausgesetzt waren. Tauchen Sie ein in die reiche jüdische Kultur, die in Berlin aufgebaut wurde – trotz des schweren Standes dieser Menschen.
Der Schwerpunkt der Tour liegt auf den Sehenswürdigkeiten des jüdischen Berlins des 19. und 20. Jahrhunderts und auf der Spandauer Vorstadt und dem Scheunenviertel in Berlin-Mitte. Schlendern Sie die Oranienburger Straße entlang, eine elegante Allee. Hier wurde im Jahr 1866 die Neue Synagoge errichtet. Sie erfahren mehr über die Konflikte zwischen Juden und Nicht-Juden, aber auch über die Spannungen zwischen den meist assimilierten deutschen Juden und den sogenannten Ostjuden. Diese kamen in den 1920er Jahren in großer Zahl nach Berlin, auf der Flucht vor antijüdischer Gewalt in ihren Heimatländern.
Viele dieser Flüchtlinge waren orthodox und hatten wenig Geld. Sie brachten eine völlig neue Vernetzung und Dynamik ins religiöse und kulturelle Leben des Berliner Judentums. Begutachten Sie historische Dokumente wie Fotos von jüdischen Straßenverkäufern und alte Zeitungen. Dabei werden Sie feststellen, dass das Judentum in den 1920ern immer mehr sichtbar wurde. Die bereits etablierte jüdische Gemeinde stand diesem Zustrom von Ostjuden teils kritisch gegenüber; einige sahen ihren eigenen Status innerhalb der Gesellschaft gefährdet. Als Gegenreaktion unterstützten einige soziale Einrichtungen und Bildungsstätten. Machen Sie Halt an einer dieser Einrichtungen: das ehemalige jüdische Waisenhaus in der Auguststraße. Heute dient das Gebäude als Halle für Ausstellungen mit einem Café. Wenn die jeweilige Ausstellung mit dem Thema der Tour in Verbindung steht, kann ein Besuch empfehlenswert sein. Auch der jüdische Friedhof in der Großen Hamburger Straße bietet einen Einblick in das jüdische Erbe in Berlin.
Berlins jüdische Bewohner spielten eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Landeskultur. Darunter befanden sich berühmte Journalisten, Pädagogen, Wissenschaftler, Literaten, Künstler, Geschäftsmänner und Musiker. Während der relativ kurz bestehenden, teils krisengeprägten Weimarer Republik (1919-1933) schuf Max Liebermann seine Kunstwerke. Der Maler wurde Präsident der Berliner Secession. Kurt Weill definierte das Musiktheater neu. Walter Benjamin schrieb undogmatische wissenschaftliche Aufsätze, die eine Philosophie der Moderne eröffneten. Trotz der Prominenz dieser Persönlichkeiten kam es bereits im November 1923 zu antisemitischer Gewalt in ganz neuen Dimensionen. Vor dem ehemaligen Arbeitsamt in der Gormannstraße hören Sie alles über das sogenannte Scheunenviertelpogrom. 1933 wurde das Scheunenviertel einer der ersten Orte der Hauptstadt, in denen die "Säuberungsaktionen" der Nationalsozialisten durchgeführt wurden. Sprechen Sie über die Ereignisse, die zu Hitlers "Endlösung" in Berlin führen sollten, während Sie Holocaust-Denkmäler besuchen. Sehen Sie etwa das Missing House in der Großen Hamburger Strasse 15/16, das die Namen der früheren jüdischen Einwohner zeigt. Besichtigen Sie den Verlassenen Raum am Koppenplatz, der den Opfern der Kristallnacht von November 1938 gedenkt. Außerdem werden Sie einige der 1.400 Stolpersteine sehen, Mahnmäler der Shoah-Opfer.
Bevor Sie das Scheunenviertel verlassen, besuchen Sie das koschere Beth Café und tauchen ein ins wieder aufblühende jüdische Leben des heutigen Berlins. Ihre letzte Station ist die Neue Synagoge. Der beeindruckende Bau symbolisiert und feiert die jüdische Gemeinschaft in Deutschland. Diese Sehenswürdigkeit ist sicherlich eins der bedeutsamsten Gebäude des jüdischen Berlins. Heute ist sie ein Zentrum des Berliner Judentums und beherbergt eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen. Falls Sie noch keine Pläne für später haben, ist ein Besuch der Ausstellungen ein lohnenswerter Abschluss Ihrer Tour.